"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
(Franz Kafka)

 



Was ist Verhaltenstherapie?

Die Verhaltenstherapie beschäftigt sich, ausgehend von den Symptomen (z.B. Ängsten) mit der Analyse des Problemverhaltens. Es werden die Zusammenhänge zwischen Verhalten im weitesten Sinne, d.h. Handlungen, Gedanken, Gefühlen und körperlichen Reaktionen, und den auslösenden sowie aufrechterhaltenden Bedingungen des Problems betrachtet. Hinterfragt wird, wie das Problem funktioniert und woher es kommt. Dann werden Lösungen gesucht, wie das Problem behoben bzw. abgebaut werden kann. Dabei werden ungünstige Verhaltensweisen oder Einstellungen schrittweise bearbeitet und verändert und neue oder günstigere Verhaltens- oder Denkweisen erprobt.

Das Vorgehen wird sehr verkürzt am Beispiel „Prüfungsangst“ erläutert. Es wird die Angst vor Prüfungen analysiert. Das Problemverhalten zeigt sich in diesem konstruierten Fall in Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Verzweiflung, Konzentrationsproblemen und Angstgedanken. Ungünstige Gedanken („Ich falle bestimmt durch.“, „Ich kann doch nichts.“) werden aufgedeckt und alternative Sichtweisen erarbeitet. Ggf. wird auf den Ursprung dieser ungünstigen Gedanken eingegangen und dieser lebensgeschichtlich aufgedeckt (z.B. strenge, maßregelnde Erziehung im Elternhaus bei hoher Leistungsorientierung und vorwiegender Anerkennung über Leistung). Es werden aktiv neue Sichtweisen und Gedanken aufgebaut („Wenn ich lerne, schaffe ich es.“; „Ich bin genau so gut wie andere.“; „Mein Leben hängt nicht ab von dieser Prüfung.“).

Gleichzeitig werden diese durch neue aufgebaute Verhaltenweisen gestützt (z.B. das Erlernen von Entspannung, anderen Lerntechniken und Konzentrationsübungen). Das neu erlernte Alternativverhalten wird in der Realität ausprobiert, indem es gut vor- und nachbereitet wird. Es wird weiter geübt und modifiziert bis die Symptomatik verschwunden und das Ziel erreicht ist.
Am Beispiel wird klar, dass die Verhaltenstherapie ein zielorientiertes Verfahren ist. So steht zu Beginn der Behandlung immer eine möglichst konkrete Zieldefinition an, die gemeinsam erarbeitet wird (im Beispiel: Abbau der existentiellen Bedrohung durch näher rückende Prüfung, Aufsuchen der Prüfungssituation ohne Vermeidung).

Allgemein liegt der Verhaltenstherapie die Vorstellung zugrunde, dass ungünstige Einstellungen und Verhaltensweisen nicht angeboren, sondern durch unterschiedliche Mechanismen im Laufe der Lebensgeschichte erlernt und aufrechterhalten wurden. Problematische Einstellungen und Verhaltensweisen können damit umgekehrt auch wieder „verlernt“ werden, wenn die Mechanismen aufgedeckt und verstanden werden.  
Da dem Ausprobieren neuer Sicht- oder Verhaltensweisen in der Verhaltenstherapie eine große Rolle zukommt, ist die aktive Mitarbeit der/des Patient*in wichtig. Generell gilt in jeder Psychotherapieschule  (d.h. den unterschiedlichen allgemeinen Theoriemodellen zur Erklärung und Behandlung psychischer Störungen), dass keine Veränderungen möglich sind, die die/der Patient*in nicht selbst will und selbst herbei führt.